Märchen & mehr

 

Es ist immer etwas Besonderes, Kinder in Weihnachtsmärchen zu erleben. Wie sie mitfiebern und laut aufschreien, wenn der Prinzessin oder einer*m anderen Held*in Gefahr droht, wie sie begeistert klatschen und sich freuen, wenn die Geschichte auf der Bühne doch noch ein gutes Ende nimmt. Im November starten die Hamburger Theater wie jedes Jahr in die Zeit der Weihnachtsmärchen. In diesem Jahr läuft wieder ein buntes Programm aus Märchen, Kinderbuch-Klassikern, Singspielen und Geschichten aus aller Welt.

 

von Heinrich Oehmsen

 

Märchen-Klassiker

„Wir gehen ins Weihnachtsmärchen!“ heißt es immer noch, wenn Kindergartengruppen, Schulklassen oder Familien in der Adventszeit ins Theater gehen. Allerdings sind die sogenannten klassischen Märchen aus den Sammlungen der Brüder Grimm, von Hans-Christian Andersen oder von Ludwig Bechstein lange nicht mehr so häufig auf den Spielplänen vertreten wie noch vor Jahren. Immer mehr moderne Kinderbücher werden inzwischen für das Theater adaptiert. Doch ein paar Beispiele für das gute alte Märchen gibt es noch. 

"Hans im Glück" Ernst Deutsch Theater
Foto: 2019/Oliver Fantitsch

Im Ernst-Deutsch-Theater läuft Hans im Glück von den Brüdern Grimm. Es ist die Geschichte eines jungen Mannes, der sieben Jahre lang in der Hamburger Speicherstadt in einem Kontor gearbeitet hat. Nun will er wieder zurück nach Haus. Im Gepäck hat er einen großen Goldklumpen. Seine Wanderschaft wird ein großes Abenteuer: Hans trifft einen stolzen Vollbluthengst, eine berühmte Kuh, ein romantisches Schwein, eine schnatterige Gans und einen schlitzohrigen Scherenschleifer. Wieviel Glück man im Leben haben kann, zeigen sechs Schauspieler*innen, vier Tiere und zwei Handpuppen in der Inszenierung von Hartmut Uhlemann (ab 15.11., ab 4 Jahren) 

Was es mit dem Spruch „Sieben auf einen Streich“ auf sich hat, können Kinder und Erwachsene im Harburger Theater erfahren. Dort feiert Das tapfere Schneiderlein, ebenfalls aus der Märchensammlung der Brüder Grimm, Premiere. Obwohl von zierlicher Gestalt, aber mit großem Mut ausgestattet, schafft das Schneiderlein es, sich in einer Welt von Riesen, Einhörnern und rasenden Wildschweinen zu behaupten (ab 29.11.,  ab 5 Jahren).

Auf Motiven von Andersens Die kleine Meerjungfrau basiert das Familienmusical, das Christian Berg in diesem Jahr in der Komödie Winterhuder Fährhaus inszeniert. „Das große Blubbern“ heißt sein Stück im Untertitel. Wie bei Berg gewohnt, gibt es viele Lieder zum Mitsingen und auch aktuelle Bezüge zur Gegenwart: Die Meerhexe Scheusalia hat sich nämlich zum Ziel gesetzt, die Meere mit Plastikmüll zu beherrschen (ab 22.11., ab 4 Jahren). 

Der gestiefelte Kater gehört zu den bekanntesten Märchen der Brüder Grimm. Das kleine hoftheater in Horn hat die abenteuerliche Geschichte um den schlauen Kater Mikesch, den mutigen Müllerburschen Hans, die schöne Prinzessin Isabell, den brummigen König Ottokar und den mächtigen Zauberer „Rubbeldiekatz“ in Szene gesetzt. "Ist Liebe stärker als alle Zauberkraft?" lautet die zentrale Frage des Märchens (ab 23.11., ab 3 Jahren).

"Hänsel und Gretel" Hamburgische Staatsoper
Foto: 2019/Brinkhoff/Mögenburg

 Auch „Hänsel und Gretel“ gibt es in diesem Jahr an der Staatsoper als Musiktheater. Der britische Komponist Engelbert Humperdinck hat aus der Vorlage um ein Geschwisterpaar, das sich in einem dunklen Wald verläuft, eine spätromantische Oper gemacht, ein „Märchenspiel in drei Bildern“, wie er es selbst bezeichnet hat (21., 24.11., 27.11., 4.12., ab 8 Jahren).

In der Staatsoper läuft außerdem „La Cenerentola“ von Giacomo Rossini. Diese Märchenoper basiert auf der Geschichte vom „Aschenputtel“ (8., 11., 14., 19., 21.,27. und 31.12., ab 12 Jahren).

 

 

Hans Christian Andersens Märchen „Das hässliche Entlein“ hat sich das Theater an der Marschnerstraße in diesem Jahr vorgenommen. Es ist die Geschichte eines Kükens, das nicht so goldgelb aussieht wie seine Geschwister. Keiner will etwas mit ihm zu tun haben und so läuft es allein hinaus in die Welt. Abenteuer sind garantiert! (ab dem 29.11., ab 4 Jahren).

 

Lindgrens kunterbunte Welt

Von Kindern verschlungen werden die Romane von Astrid Lindgren. 160 Millionen Exemplare ihrer Bücher wurden weltweit verkauft. In Deutschland ist die schwedische Schriftstellerin erfolgreich wie keine andere. Im Theater für Kinder läuft in diesem Jahr Ronja Räubertochter. Tjaard Kirsch hat den Roman, in dem es um die Versöhnung zwischen zwei Räuberbanden geht, als musikalisches Stück in Szene gesetzt, ein kleines Orchester spielt die Musik dazu live (ab 16.11., ab 6 Jahren).

 

Kinderbuch-Klassiker

"Räuber Hotzenplotz" Schmidt Theater
Foto: Morris Mac Matzen 

Wachtmeister Dimpfelmoser ist empört: Da ist ihm der berüchtigte Räuber Hotzenplotz doch glatt schon wieder ausgebüxt! Und als wäre das nicht schlimm genug, hat der Gauner auf seiner Flucht bei der Großmutter den ganzen großen Topf Schwammerlsuppe aufgegessen. Mitsamt allen Knödeln! Da hört für Kasperl und Seppel der Spaß nun wirklich auf... Martin Lingnau, Hauskomponist im Schmidt-Theater und Musicalautor Wolfgang Adenberg haben aus der aus Otfried Preußlers Nachlass veröffentlichten Geschichte einen originären Stoff geschaffen, der jetzt erstmals als Musical auf die Bühne kommt – und ein Spaß für die ganze Familie ist (läuft bereits, ab 5 Jahren).

Zu den Klassikern der Weltliteratur zählt Lyman Frank Baums Erzählung vom Zauberer von Oz.  Ein Wirbelsturm fegt das Haus weg, in dem das Mädchen Dorothy lebt. Sie landet im Märchenreich Oz, möchte aber lieber wieder nach Hause. Helfen kann nur der mächtige Zauberer. Ayla Yeginer, Tochter des Oberspielleiters Murat Yeginer, hat sich der Geschichte im Ohnsorg-Theater angenommen und bringt sie als kunterbuntes Märchen auf die Bühne (ab 23.11., ab 4 Jahren).

Das kleine Gespenst spukt auch schon seit Mitte der 60er-Jahre durch deutsche Kinderzimmer. Otfried Preußler hat die Geschichte erfunden. Das Gespenst lebt auf Burg Eulenstein und wünscht sich nichts sehnlicher, als die Burg mal bei Tageslicht zu erkunden. Doch leider passieren dabei eine Reihe von Missgeschicken. Auch die Warnungen seines Freundes, der Eule Schuhu, überhört das neugierige Gespenst (Altonaer Theater, ab 28.11., ab 5 Jahren). 

Auch das Sams ist seit den 70er-Jahren eine beliebte Figur. Das Wesen mit den feuerroten Haaren stellt im St. Pauli Theater den Alltag des biederen Herrn Taschenbiers auf den Kopf. Rainer Bielfeldt hat aus Paul Maars Vorlage „Eine Woche voller Samstage“ ein beschwingtes Musical gemacht (am 17.11., ab 4 Jahren).

Das Urmel aus dem Eis nach dem Buch von Max Kruse gehört zu den Klassikern der Augsburger Puppenkiste, die schon in den 60er-Jahren im Fernsehen liefen. Das Kellertheater bringt die Geschichte mit den sprechenden Tieren und dem Seeelefanten, der immer so „trauräge Läder sängt“, auf die Bühne (ab 23.11., ab 5 Jahren).

 

Für die ganz Kleinen

Für die jüngsten Theatergänger*innen hält das Harburger Theater eine Aufführung bereit, die nur 45 Minuten dauert. Gespielt wird Pettersson, Findus und der Hahn, eine Geschichte nach den Büchern von Sven Nordquist über den schrulligen alten Mann und seinen Kater Findus (ab 6.12., ab 3 Jahren).

Auch das Altonaer Theater hat eine Produktion im Spielplan, die nur 40 Minuten dauert und für kleine Kinder geeignet ist. Zum Glück gibt’s Freunde heißt ein Kinderbuch von Helme Heine. In Mullewapp erleben die Freunde Johnny Mauser, Franz von Hahn und der dicke Waldemar eine Menge Abenteuer (ab 27.11., ab 3 Jahren).

In den Hamburger Kammerspielen läuft für die Kleinsten Der kleine Rabe Socke: Alles meins nach dem Kinderbuch von Nele Moost und Annet Rudolph. Die mitreißend-komische Geschichte erzählt, dass Freundschaft wichtiger ist als alle Reichtümer der Welt (ab 4.12., ab 3 Jahren).

 

Abenteuer aus aller Welt

Cornelia Funke ist der Superstar der deutschen Kinder- und Jugend-Szene. An den Hamburger Kammerspielen wird ihre Geschichte Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel wiederaufgenommen. Funke erzählt darin eine zauberhafte Weihnachtsgeschichte von Niklas Julebukk, der mit seinem Wohnwagen vom Himmel auf die Erde stürzt. Hier muss er gegen den bösen Waldemar Wichteltod kämpfen, der Weihnachten auf reinen Konsum reduzieren möchte (ab 27.11., ab 8 Jahren).

 

"Robin Hood" Deutsches SchauSpielHaus Hamburg
Foto: Kerstin Schomburg

Mit großem Beifall wurde am Thalia Theater bereits Die rote Zora aufgeführt. Das Jugendbuch, 1941 von Kurt Held geschrieben, erzählt die Geschichte eines Teenager-Mädchens, das eine Bande Gleichaltriger anführt, die als Folge eines Krieges kein Zuhause mehr haben und überleben müssen. Thomas Birkmeir hat das Familienstück in einer modernen und aktuellen Fassung inszeniert (ab 28.11., ab 10 Jahren).

 

 

Robin Hood ist seit Jahrhunderten ein Vorkämpfer für soziale Gerechtigkeit. Mit seinen Gefährten lebt er in den Wäldern von Sherwood und kämpft von dort gegen den raffgierigen König John und den korrupten Sheriff von Nottingham. Am Deutschen SchauSpielHaus wird die spannende Geschichte wiederaufgenommen. Die Fassung haben Regisseur Markus Bothe und Nora Khuon geschrieben (Wiederaufnahme 5.12., ab 8 Jahren).

 

Zum Mitsingen

Im vergangenen Jahr haben Martin Lingnau und Hannah Kohl ein neues Musical mit dem Titel „Die Weihnachtsbäckerei“ für Schmidts Tivoli geschrieben. Dazu gibt es viele Lieder von Rolf Zuckowski. Die Geschichte dreht sich um die Geschwister Jonas, Paul und Emily und ihren Hund Muffin.  Geklärt werden so wichtige Fragen wie: Kann ein Schneemann singen? Oder: Ist der Weihnachtsmann manchmal auch eine Weihnachtsfrau? (Wiederaufnahme ab 30.11., ab 4 Jahren).