"Eine Bühne. Ein Blick."

- Denise Stellmann -
Regisseurin
Hamburger Sprechwerk 

Welches Erlebnis ist dir vor/hinter/auf der Bühne bis heute im Gedächtnis geblieben?
Jede Premiere, jede Derniere und absolut jeder Applaus und jede Standing Ovations sind unvergessliche Momente, weil sie eine Verschmelzung mit meinem Team bedeuten.

 

Könntest du dir vorstellen auch etwas anderes zu machen?
Ich kann immer auch etwas ergänzend und zusätzlich machen. Aber aufhören, nein, das kann ich mir nicht vorstellen.

 

Wenn du einen Tag jemand anderes sein könntest, wen würdest du auswählen und warum?
Ich denke, dann wäre ich gern ein Kind. Um nochmal zu spüren, wie sich das anfühlt. Auf allen Ebenen.

 

Gibt es Ziele und Wünsche, die du bisher noch nicht verwirklichen konntest?
Ja, die gibt es. Ich möchte touren mit einer meiner Produktionen.

 

Was motiviert dich?
Mein Publikum motiviert mich. Die Menschen, die mich begleiten und unterstützen. Und am Ende auch meine Ideen.

 

War früher alles besser?
Papperlapapp. Früher war nicht alles besser. Manches vielleicht, weil Manches einfach langsamer war und nicht alles möglich. Aber wirklich besser...? Nein, das denke ich nicht.

 

Wo siehst du dich in zehn Jahren?
Im Theater, am Set, in Talkrunden, in der Arbeit mit Kindern, im Garten.

 

Hast du Kinder? Was denken deine Kinder, was du hier tust?
Ich habe Tageskinder. Und die wissen, was ich tue. Sie denken allerdings, ich bin so was wie ein Chef. Regie bedeutet für sie Chef. Und sie wissen, dass ich Geschichten schreibe. Sie möchten gern, dass ich was für Kinder schreibe.

 

An welchem Stück arbeitest du gerade und was fordert dich dabei heraus?
Ich arbeite gerade an „Die Frau, die gegen Türen rannte“. Die Herausforderung war, dass ich sehr wenig Zeit hatte für Inszenierung und Schauspielarbeit. Aber ich denke, das ist uns am Ende ganz gut gelungen.

 

Hat sich das Publikum im Laufe deiner Arbeit verändert?
Ehrlich gesagt nicht. Mein Publikum ist sehr durchwachsen. Das liebe ich.

 

An welchen Tagen macht das Arbeiten im Theater besonders Spaß?
Kurz vor der Premiere bekommt das Team so etwas wie einen albernen Energieschub. Dann ist alles sehr locker und witzig. Alle freuen sich auf das Projekt und zelebrieren den gesamten Produktionsweg. Das sind für mich immer sehr besondere Momente.

 

Was war dein schönstes Erlebnis aus der letzten Spielzeit?
Eine Email und ein Foto einer Zuschauerin, die sich ein Zitat aus meinem Stück hat tätowieren lassen. Bewegend war aber eher der Inhalt der Email. Und unser Podiumsgespräch. Auch das war ein toller Moment.

 

Was verstehst du unter Theater?
Die Möglichkeit, Geschichten zu erzählen und Emotionen zu transportieren. Ein wundervolles Sprachrohr für Bewegung und Nachhalt zu sein. Ich liebe die Bühne und ihre Möglichkeiten.

 

Was zeichnet Hamburgs Theaterszene gegenüber anderen Städten aus?
Wir haben so tolle Off-Bühnen. In Hamburg gibt es ein großes Interesse an Kunst und Theater. Und das in allen Altersgruppen. Das habe ich so in anderen Städten nicht erlebt.

 

Gibt es Kollegen, die dich inspirieren?
Aber ja. Alle inspirieren mich. Ich liebe es, meinen Kollegen und Kolleginnen zuzuschauen. Es ergeben sich oft tolle Kooperationen und das macht meinen Beruf so besonders.

 

Hand aufs Herz: Sind einige der SchauspielerInnen Diven?
Also manche denken manchmal, sie müssten etwas Divenhaftes an den Tag legen, um ernst genommen zu werden. Ich nehme das immer mit einem Lächeln und versuche heraus zu finden, was denn eigentlich dahinter steckt. Häufig liegt das an einem leider mangelnden Selbstwert. Ich versuche dann auf künstlerischer Ebene diese Fehlhaltung sich selbst gegenüber auszuräumen. Meistens gelingt mir das. Mit Ruhe und Reflexion. Allerdings ist das wirklich nicht sehr häufig der Fall. Ich habe immer ganz tolle Schauspieler und Schauspielerinnen, die in ihrer Mitte sind.

 

Wer verdient deiner Meinung nach Anerkennung, der immer vergessen wird?
Die Autoren und Autorinnen! Und die Technik!

 

Welchem Kultur-Politiker möchtest du die Meinung sagen und warum?
Ich hätte gern Barbara Kisseler meine Meinung gesagt! Und zwar hätte ich ihr gesagt, wie umwerfend ich sie fand. Sie hat eine Wirkung auf mich gehabt, die ich nicht erklären kann. Ich fand sie großartig und mutig. Das hätte ich ihr gern gesagt.

 

Was können sich andere Städte von Hamburg abgucken?
Wir gehen trotz Regen raus. Kultur geht immer. Zieht euch einfach richtig an.

 

Muss man der Jugend Theater heutzutage erst schmackhaft machen?
Nein! Die Jugend liebt die Bühne. Die meisten Kids wollen „berühmt und gehört“ werden. Kids lieben eigene Ideen und deren Verwirklichung. Was sich ändern muss, ist die Möglichkeit solche Projekte zu finanzieren. Wir brauchen mehr Geld für Kunst im Bereich der Kinder und Jugendarbeit.

 

Welches Stück würdest du jedem empfehlen und warum?
„Touched“! Weil es jeden betrifft und es an der Zeit ist, darüber zu sprechen um die Welt ein bisschen besser zu machen. „Kann man nichts machen“ darf nicht gelten. Besonders dann nicht, wenn es um Kinder geht. Die Welt braucht mehr Mut!