Schauspiel

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Übermann oder Die Liebe kommt zu Besuch

von Christoph Marthaler nach Alfred Jarry
Regie: Christoph Marthaler
Doppeltitel, die mit einem ODER verbunden werden, sind ja leider keine Seltenheit. Was genau sie ausdrücken sollen, bleibt meist ein wenig nebulös. Zu unterstellen wäre, dass die Urheber Freude an mehreren Titelmöglichkeiten hatten und sich schlicht nicht entscheiden konnten. In Christoph Marthalers neuer Inszenierung jedoch verhält es sich ganz anders. ODER bedeutet hier tatsächlich ODER. Was wiederum die sieben auf der Bühne versammelten Damen dazu auffordert, eine unwiderrufliche Wahl zu treffen: ENTWEDER »Übermann« ODER »Die Liebe kommt zu Besuch«. Eine Prognose zum Wahlausgang erscheint in diesem Fall vergeblich. Denn während die erste Option den Auftritt eines Herrn in Aussicht stellt, der im wirklichen Leben den Namen Dschingis Khan trägt und als mongolischer Heerführer Verwüstungen historischen Ausmaßes zu verantworten hat, so erscheint im zweiten Fall der tatsächliche Besuch der Liebe schlicht unrealistisch. Vielleicht hilft bei der Entscheidungsfindung eine ebenfalls anwesende pataphysische Gottheit, die in der Nachfolge des französischen Schriftstellers Alfred Jarry (1873-...
Doppeltitel, die mit einem ODER verbunden werden, sind ja leider keine Seltenheit. Was genau sie ausdrücken sollen, bleibt meist ein wenig nebulös. Zu unterstellen wäre, dass die Urheber Freude an mehreren Titelmöglichkeiten hatten und sich schlicht nicht entscheiden konnten. In Christoph Marthalers neuer Inszenierung jedoch verhält es sich ganz anders. ODER bedeutet hier tatsächlich ODER. Was wiederum die sieben auf der Bühne versammelten Damen dazu auffordert, eine unwiderrufliche Wahl zu treffen: ENTWEDER »Übermann« ODER »Die Liebe kommt zu Besuch«. Eine Prognose zum Wahlausgang erscheint in diesem Fall vergeblich. Denn während die erste Option den Auftritt eines Herrn in Aussicht stellt, der im wirklichen Leben den Namen Dschingis Khan trägt und als mongolischer Heerführer Verwüstungen historischen Ausmaßes zu verantworten hat, so erscheint im zweiten Fall der tatsächliche Besuch der Liebe schlicht unrealistisch. Vielleicht hilft bei der Entscheidungsfindung eine ebenfalls anwesende pataphysische Gottheit, die in der Nachfolge des französischen Schriftstellers Alfred Jarry (1873-1907) die „Wissenschaft von den imaginären Lösungen“ vorantreibt. Und da in der Pataphysik stets nur der ungewöhnliche Einzelfall untersucht wird, also genau das, was nicht allgemein gültig, sondern immer nur im Besonderen die Regel ist, könnte es durchaus sein, dass die Damen sich letztlich weder für den Übermann noch für die Liebe auf Besuch entscheiden, sondern für das Verbindungswort ODER, welches aus pataphysischer Sicht am allerinteressantesten erscheint. Oder?

Fotos: Matthias Horn

Besetzung

  • Es spielen::  Marc Bodnar
  • Es spielen::  Altea Garrido
  • Es spielen::  Rosemary Hardy
  • Es spielen::  Sachiko Hara
  • Es spielen::  Anja Laïs
  • Es spielen::  Sasha Rau
  • Es spielen::  Clemens Sienknecht
  • Es spielen::  Bettina Stucky
  • Es spielen::  Gala Othero Winter
  • sowie: :  Tommaso del Duca
  • sowie: :  Mohammad Sabra
  • sowie: :  Davide Pronat
  • sowie: :  Allan Naylor
  • sowie: :  Uwe Behrmann
  • sowie: :  Niels Christenhuß
  • sowie: :  Steffen Gottschling
  • sowie: :  René Batista
  • sowie: :  James Bleyer
  • sowie: :  Rolf Bach
  • Regie::  Christoph Marthaler
  • Bühne::  Anna Viebrock
  • Kostüme::  Sara Kittelmann
  • Licht::  Annette ter Meulen
  • Ton: :  Matthias Lutz
  • Ton: :  Christoph Naumann
  • Video::  Marcel Didolff
  • Video::  Peter Stein
  • Dramaturgie::  Malte Ubenauf
  • Cello: :  Isabel Kathrin Gehweiler
Podcast
Die Inszenierung vorgestellt in unserem Theater-Podcast:
Im Interview mit der Autorin Elisabeth Burchhardt: Dramaturg Malte Ubenauf und Schauspielerin Bettina Stucky
So 18.03.18 - 19:30 Uhr

Deutsches Schauspielhaus

Uraufführung

Spieldauer: Dauer: Zwei Stunden, keine Pause